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Zwischen Partnerschaft und Konkurrenz

Apr 2024   /  A+ | a-
Vom Partner zum Gegner: Die Nuancen im Schwertfechten und im Leben

Schwertfechten ist eine der unmittelbarsten Formen der Kommunikation. Diese Behauptung stelle ich immer wieder auf, weil das Fechten eine präzise umrissene Situation darstellt, in der sich vieles visuell und symbolisch verdeutlichen lässt. Heute möchte ich Sie zu einer Fragestellung mitnehmen, die mir kürzlich ein Hörer gestellt hat: „Warum, Christian, sprichst du immer wieder von Gegnern, wenn du über Kommunikation und Persönlichkeitsentwicklung sprichst und dabei das Fechten einfließen lässt?“

Diese Frage ist von großer Bedeutung. Früher, als ich meine Laufbahn als Fechttrainer begann, verkündete ich oft mit Stolz: „Im Schwertkampf haben wir Partner und keine Gegner.“ Damit wollte ich klarmachen, dass es uns nicht darum geht, einander zu verletzen oder Schaden zuzufügen. Es geht vielmehr darum, gemeinsam einen Sport auszuüben, Freude daran zu finden und dabei zu wachsen. Diese Überzeugung trage ich auch heute noch in mir.

Der Unterschied zwischen Partner und Gegner

In den letzten Jahren jedoch habe ich begonnen, eine klare Unterscheidung zu treffen. Heute sind wir viel intensiver in das Konzept des Freikampfes involviert. Dabei begleite ich Menschen darin, wie sie im Freikampf ihre Ressourcen nutzen und ihr Gegenüber überwinden können. Dies gilt nicht nur in der Fechthalle, sondern auch in alltäglichen Konfliktsituationen oder im Unternehmenskontext. Oft fühlt sich die Situation dann nicht mehr partnerschaftlich an, sondern wie ein regelrechter Wettkampf. Daher trenne ich nun deutlich zwischen Partner und Gegner.

Der Partner

Ein Partner ist jemand, mit dem Sie ein gemeinsames Ziel verfolgen. Wir unterstützen einander, um zu wachsen und das gesteckte Ziel zu erreichen. In der Fechthalle bedeutet dies, dass wir technische Übungen durchführen: A greift an, B verteidigt sich. Dies ist eine partnerschaftliche Übung.

Der Gegner

Ein Gegner hingegen ist jemand, den Sie in einer spezifischen Angelegenheit überwinden möchten. Dies kann im Fechten, bei Gerichtsverhandlungen oder in sportlichen Wettkämpfen der Fall sein. Hier prallen unterschiedliche Ziele aufeinander, und Sie versuchen, Ihre eigenen Interessen gegen Widerstand durchzusetzen. Mit einem Gegner arbeitet man nicht zusammen, auch wenn seine Präsenz einen zu Höchstleistungen antreiben kann.

Vom Partner zum Gegner

Während wir diese Unterscheidung nun kennen, ist es hilfreich, sich im Alltag immer wieder zu fragen, ob wir noch partnerschaftlich handeln oder ob sich bereits ein Konkurrenzgefühl eingeschlichen hat. Dies kann beispielsweise zwischen Mitarbeitern in Unternehmen vorkommen. Es besteht die Möglichkeit, dass im alltäglichen Umgang oder innerhalb eines Projektteams konkurrenzorientiertes Verhalten entsteht. Manchmal wird dies sogar vom Unternehmen gefördert, in der Hoffnung, dass es die Mitarbeiter zu Höchstleistungen antreibt. Doch oft ist dies nicht nur ungünstig, sondern auch gefährlich. Denn wenn zwischen Menschen, die eigentlich ein gemeinsames Ziel verfolgen oder partnerschaftlich unterwegs sind, ein Konkurrenzdenken entsteht, kann aus einem Partner schnell ein Gegner werden. Den Übergang bemerkt man oft erst spät, doch mit der Zeit verstärkt sich dieses Gefühl und etabliert sich. Deshalb ist es wichtig, diese Automatismen zu durchbrechen und zu erkennen, wann aus einem Partner ein Gegner wird.

Gleichzeitig gibt es auch Situationen, in denen wir bewusst einen Gegner vor uns sehen. Wenn dies von beiden Seiten gewollt ist, kann das durchaus in Ordnung sein.

Vom Gegner zum Feind

Entscheidend ist jedoch, zu verstehen, dass ein Gegner nicht gleich ein Feind ist. Ein Feind ist jemand, dem man nicht nur in der Sache, sondern auch als Mensch schaden will. Diese Grenze zu erkennen und zu wahren, ist essenziell. In Konfliktsituationen, sei es im Fechten oder im Alltag, kann diese Grenze jedoch leicht verschwimmen.

Sensibilität für den Übergang

Es ist wichtig, sensibel für den Übergang vom Gegner zum Feind zu sein. Wenn emotionale Verletzungen auftreten, kann aus einem Gegner schnell ein Feind werden. Dies kann in einem Konfliktgespräch geschehen, wenn der andere etwas sagt, das tief verletzt. Hier ist Achtsamkeit gefragt, und es kann notwendig sein, rechtzeitig einzugreifen, bevor die Situation eskaliert.

Fazit: Klare Unterscheidungen treffen

Das Bewusstsein für die unterschiedlichen Rollen – Partner, Gegner und Feind – ist in vielen Lebensbereichen von großer Bedeutung. Im Schwertfechten wird dies deutlich veranschaulicht und kann uns lehren, wie wir mit Konflikten und Herausforderungen im Alltag umgehen. Ein respektvoller Umgang mit Partnern, das Erkennen und Akzeptieren von Gegnern und das Vermeiden von Feindschaften sind Schlüsselkompetenzen, die uns helfen, sowohl im Sport als auch im Leben erfolgreich und harmonisch zu agieren.

Ich hoffe, diese Abhandlung konnte Ihnen einen tieferen Einblick in die Thematik geben und eine adäquate Antwort auf die Frage liefern, warum ich im Fechten von Gegnern spreche. Fechten ist ein Spiegelbild unserer Konfliktsituationen und Herausforderungen. Es lehrt uns, unsere Ressourcen zu nutzen und uns mit unterschiedlichen Dynamiken auseinanderzusetzen.

Mehr dazu finden Sie in meiner gleichnamigen Podcast-Folge (https://christianbott.de/podcast). Hinterlassen Sie gerne einen Kommentar mit Ihren Gedanken oder Fragen, und vergessen Sie nicht, meinen Podcast zu abonnieren.

Ich wünsche Ihnen viele Partner, Gegner, die Sie formen und möglichst keine Feinde. Auf eine gute Zeit.

Ihr Trainer und Coach
Christian Bott


 
 

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Tags:  Podcast · Konkurrenz · Konflikt · Team · Kampf
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Christian M. Bott

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