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Konflikte im Autopilot

Aug 2024   /  A+ | a-

Vom Autopiloten zum bewussten Handeln: Strategien für den Umgang mit Drucksituationen

Heute melde ich mich aus meiner Fechthalle, einem Ort, an dem ich immer wieder grundlegende menschliche Verhaltensweisen beobachten kann, die weit über den Schwertkampf hinausgehen. Was ich hier oft erlebe, ist etwas, das uns allen bekannt sein dürfte, unabhängig davon, ob Sie schon einmal ein Schwert in der Hand gehalten haben oder nicht. Stellen Sie sich folgende Situation vor: Zwei Menschen stehen kurz davor, in einen Kampf einzutreten. Beide haben eine bestimmte innere Haltung eingenommen, ein strategisches Programm im Kopf: Mit welcher Energie wollen sie in den Kampf gehen? Gehen sie offensiv oder defensiv vor? Mit wie viel Druck oder Zurückhaltung wollen sie agieren? Und dann beginnt der Kampf – und häufig endet er genau so, wie er begonnen hat, ohne dass sich an der ursprünglich gewählten Strategie etwas ändert.

Die Macht der Automatismen

Dieses Phänomen, bei dem man trotz erkennbarer Schwierigkeiten an der einmal gewählten Strategie festhält, beobachte ich nicht nur in der Fechthalle, sondern überall im Leben. Immer dann, wenn Menschen unter Druck geraten – sei es durch äußere Umstände oder innere Unsicherheiten –, fällt es unglaublich schwer, die eigene Strategie oder Haltung während der Situation zu ändern. Dieses Verhalten ist nicht nur bei uns Menschen zu beobachten, sondern auch im Tierreich bekannt. Hundetrainer wissen zum Beispiel, dass es Hunden schwerfällt, unter Druck ihre Verhaltensweise zu spontan anzupassen. Darum ist es so wichtig, in welchem inneren Zustand in die Situation eingetreten wird.

Warum ist das so? Wenn wir unter Stress stehen, reduzieren sich bestimmte Gehirnaktivitäten. Strategisches Planen, Empathie, das Abstrahieren von möglichen nächsten Schritten – all das tritt in den Hintergrund. Stattdessen wird das Reagieren auf die akute Situation hochgefahren. Wir steuern durch die Situation, wie wir hineingegangen sind, oft ohne die Möglichkeit, unser Verhalten währenddessen zu verändern. Dieser Automatismus kann uns in vielen Lebenslagen einen Strich durch die Rechnung machen.

Vom Autopiloten zum bewussten Handeln

Ich erlebe immer wieder, dass Fechterinnen und Fechter nach einem Kampf sagen: „Ich habe gesehen, dass meine Strategie nicht funktioniert, aber ich konnte nichts ändern.“ Sie sehen sich selbst dabei zu, wie sie Fehler wiederholen, obwohl sie diese bereits als solche erkannt haben. Dieses Phänomen kennen wir alle – sei es in Gesprächen, Konflikten oder anderen Drucksituationen. Manchmal hat es den Anschein, als ob das Geschehen eine Eigendynamik entwickelt, der wir hilflos zuschauen.

Wie können wir damit umgehen? Zunächst einmal ist es wichtig, sich im Nachhinein zu beruhigen. Wenn Sie feststellen, dass Sie in einer Situation auf Autopilot geschaltet haben, dann seien Sie sich bewusst: Das passiert jedem von uns. Es ist menschlich. Eine Veränderung der inneren Haltung und Strategie während einer Drucksituation ist unglaublich schwer. Deshalb ist es umso wichtiger, mit einer passenden inneren Haltung in die Situation hineinzutreten.

Vorbereitung ist der Schlüssel

Ein entscheidender Punkt ist, sich im Vorfeld klarzumachen, mit welcher Haltung man in eine Situation geht. Viele Menschen betreten eine Konfliktsituation oder eine andere Herausforderung mit der Einstellung: „Mal sehen, was passiert.“ Doch genau diese Ungewissheit kann dazu führen, dass man in den Automatismus verfällt. Es ist entscheidend, sich vorher zu überlegen, wie man reagieren möchte, wenn die Situation anders verläuft als erwartet.

Stellen Sie sich vor, Sie betreten die Fechtbahn. Noch ist nichts passiert, aber Sie wissen, der Moment des Angriffs könnte jederzeit kommen. Wie möchten Sie reagieren? Wie möchten Sie agieren, wenn die Situation schwieriger wird? Diese Vorbereitung gilt nicht nur für den Schwertkampf, sondern für alle Situationen, in denen Sie unter Druck geraten könnten – sei es ein Mitarbeitergespräch, eine Präsentation oder ein Konflikt innerhalb Ihres Teams.

Die Bedeutung von Pausen

Ein fast noch wichtigerer Aspekt ist die Nutzung von Pausen. In einem Gefecht ist es so: Wenn der Kampfleiter „Halt!“ ruft, treten beide Kämpfenden zurück, und es gibt eine kurze Unterbrechung. Diese Pause wird oft nicht genutzt, um innerlich einen Schritt zurückzutreten und die Situation neu zu bewerten. Doch genau das ist entscheidend. Wenn Sie in einem Gespräch oder einer Drucksituation merken, dass alles aus dem Ruder läuft, dann nehmen Sie sich eine Pause. Gehen Sie zur Not auf die Toilette, um kurz durchzuatmen und sich neu zu sortieren.

In dieser Pause sollten Sie nicht darüber nachdenken, was Sie alles ärgert, sondern sich wirklich fragen: Passt das, was gerade passiert, noch zu meinen Zielen und Werten? Oder ist es Zeit für eine Kurskorrektur?

Trainieren Sie das bewusste Handeln

Es ist wichtig, das bewusste Handeln in solchen Situationen zu trainieren. Im Fechten lernen Fechterinnen und Fechter, bei jeder Unterbrechung innerlich einen Schritt zurückzutreten und zu hinterfragen, ob die gewählte Strategie noch passt. Das ist nicht leicht und erfordert Übung. Doch wenn Sie es schaffen, diese Fähigkeit zu trainieren, wird die Pause automatisch zu einem Moment des Innehaltens und der Reflexion.

Zusammengefasst: Es ist unglaublich schwer, während einer Drucksituation die eigene Strategie und Haltung zu ändern. Deshalb ist es entscheidend, mit der richtigen inneren Haltung in eine solche Situation zu gehen. Nutzen Sie Pausen bewusst, um sich neu zu orientieren, und trainieren Sie diese Fähigkeit regelmäßig. Und wenn Sie einmal merken, dass Sie im Autopilot-Modus gehandelt haben, nehmen Sie sich selbst in den Arm und erinnern Sie sich daran, dass das menschlich ist. Vielleicht können Sie im Nachhinein noch die eine oder andere Woge glätten – denn auch Ihr Gegenüber kennt sicherlich diesen Autopiloten.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg dabei, aus den Automatismen auszubrechen und in die bewusste Entscheidung zu gehen. Vielen Dank, dass ich diese Gedanken mit Ihnen teilen durfte. Ich freue mich über Ihr Feedback und auf das nächste Mal.

Ihr Trainer und Coach
Christian Bott


 

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Christian M. Bott

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E-Mail: mail@christianbott.de
Telefon: 06221 18778540 (Bitte zuvor Termin abstimmen)

Christian M. Bott

Fechtmeister ADFD
Speaker & Autor
Personal Coach XPAND
Business Coach MAY
Mediator MAY (zert.)
Fachsportlehrer DSLV

 

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