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Eigenbewertungen aus den Augen anderer

Sep 2023   /  A+ | a-

Wenn Peinlichkeiten im Kopf bleiben: Ein Blick auf Selbstbewertungen

Wann haben Sie sich das letzte Mal vor einer Gruppe blamiert? Vielleicht haben Sie danach mit den anderen darüber gesprochen und festgestellt, dass es niemand bemerkt hat – oder dass es ganz anders wahrgenommen wurde? Genau darum geht es mir hier – um Bewertungen und insbesondere um die, die aus uns selbst herauskommen.

Lassen Sie mich Ihnen zunächst eine Szene schildern, die Ihnen im übertragenen Sinne vielleicht vertraut ist. Wenn jemand das erste Mal in meiner Fechthalle trainiert, also die erste Probestunde absolviert und mit den anderen mitübt, sehe ich oft in den Augen der Anfängerinnen und Anfänger, dass es ihnen unangenehm ist, in der gleichen Halle mit erfahreneren Fechterinnen und Fechtern zu stehen und die ersten Schwertbewegungen auszuführen. Kennen Sie dieses Gefühl? Wenn Sie etwas Neues beginnen und neben Ihnen stehen andere, die es bereits beherrschen, fühlen Sie sich vielleicht unbeholfen. Sie kommen sich wie eine absolute Anfängerin oder ein absoluter Anfänger vor, und das ist kein angenehmes Gefühl.

Warum fühlen wir uns so?

Diese Frage beschäftigt mich immer wieder: Warum passiert das in uns? Genau genommen könnte man sagen, dass Sie völlig entspannt sein könnten, wenn Sie das erste Mal etwas Neues ausprobieren und dabei Fehler machen – schließlich fangen Sie ja gerade erst an. Es gibt keine Erwartungen, und dennoch möchten wir nicht schlecht abschneiden. Ist das nicht eigenartig? Dass wir uns in Situationen, in denen keine Erwartungen bestehen, schämen, wenn wir Fehler machen?

Im Training lade ich meine Teilnehmenden stets ein, nicht meine Aufgabe zu übernehmen, denn es ist meine Aufgabe, sie zu bewerten – nicht ihre, sich selbst, und vor allem nicht negativ zu bewerten. Auf welcher Grundlage? Sie beginnen doch gerade erst. Dennoch tun wir es, und das Interessante daran ist der Blickwinkel, aus dem wir uns bewerten.

Eine häufige Situation

Stellen Sie sich vor, Sie halten eine Präsentation vor einer Gruppe, vielleicht in Form einer kleinen Vorlesung oder eines Fachvortrags. Sie bereiten sich gründlich vor, gestalten Ihre Präsentation, betreten den Saal und beginnen. Plötzlich sehen Sie in der ersten Reihe jemanden, der oder die ein großes Fragezeichen im Gesicht zu haben scheint. Dann verzieht diese Person das Gesicht und beginnt, mit der Nachbarin zu tuscheln, während beide weiterhin Sie fixieren. Das ist unangenehm.

Nun beginnen wir, uns selbst zu sabotieren, indem wir interpretieren, was diese Menschen möglicherweise über uns denken. Und dabei begehen wir eine ganze Reihe von Fehlern. Vielleicht denken wir, dass diese Zuhörenden völlig unzufrieden mit unserem Vortrag sind. Doch vielleicht denken sie in Wahrheit an etwas völlig anderes. Vielleicht war der Kaffee schlecht oder es ging in dem Gespräch um ein anderes, ihnen widerfahrenes Ereignis. Wir wissen es nicht, aber wir füllen diese Wissenslücke mit unseren eigenen negativen Gedanken.

Der Prozess der Selbstbewertung

Wenn uns die Informationen des Gegenübers fehlen, greifen wir auf unser eigenes Wissen zurück. In diesem vermeintlichen Wissenspool finden sich Selbstbilder, Überzeugungen über uns selbst und Befürchtungen. All das zusammen erzeugt eine Bewertung, und das geschieht blitzschnell. Ohne dass wir wirklich wahrnehmen, was passiert, haben wir bereits eine Bewertung abgegeben oder glauben, dass wir entsprechend bewertet werden.

Ein weiterer Fehler, den wir dabei begehen, ist das Timing. Wir bewerten uns währenddessen! Diese Bewertungen gehören aber nicht in den Moment der Performance! Sie lähmen uns und verhindern, dass wir das, was wir eigentlich zeigen möchten, vollständig zur Geltung bringen.

Bewertungen auf später verschieben

Wenn Sie sich in einer Prüfungssituation befinden oder vor einer Gruppe auftreten, denken Sie nicht währenddessen darüber nach, wie Sie auf Ihr Publikum wirken. Diese Gedanken lähmen Sie nur. Da wir jedoch nicht verhindern können, an etwas zu denken, nur weil wir es nicht wollen, müssen wir stattdessen dazu übergehen, unsere Gedanken bewusst in eine andere Richtung zu lenken: Fokussieren Sie sich auf etwas anderes. Im Schwertfechten ist das tägliches Brot: Fokus, Fokus, Fokus. Dasselbe gilt auch im Alltag.

Deshalb lade ich Sie ein, sich gut vorzubereiten und dann einfach durchzuziehen, was Sie tun möchten. Danach können Sie sich fragen, wie es war. Sprechen Sie mit einer engen Freundin oder einem engen Freund oder einer Person, die auf Ihrer Seite steht und Ihnen konstruktives Feedback geben kann. Meistens fällt dieses Feedback viel positiver aus als das, was Sie sich selbst gegeben hätten.

Abschließende Gedanken

Wir können nicht durch die Gedanken anderer denken. Wir können nicht in die Köpfe der anderen hineinschauen und wissen, was sie gerade denken. Wenn Sie das Gefühl haben, dass jemand negativ über Sie denkt, dann denken Sie daran, dass dies meistens nur Ihre eigenen Befürchtungen sind – genährt durch Sorgen, unangenehme Erfahrungen, möglicherweise negative Selbstbilder oder Ängste. Solche Bewertungen haben bei Ihnen nichts verloren – und schon gar nicht während Ihrer Performance. Wenn Sie kritisch reflektieren möchten, dann tun Sie das gerne – aber bitte nach dem Auftritt.

Bereiten Sie sich gut vor, fokussieren Sie sich auf etwas Positives und zeigen Sie, was Sie können. Danach können Sie sich immer noch fragen, wie es war, und daraus lernen.

Vielen Dank für Ihre Zeit. Ich wünsche Ihnen Gedanken, die künftig nicht um die Gedanken anderer kreisen, sondern Sie erbauen und weiterentwickeln.

Ihr Trainer und Coach,
Christian Bott



 
 

Bild von Rudy and Peter Skitterians auf Pixabay
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Christian M. Bott

Fechtmeister ADFD
Speaker & Autor
Personal Coach XPAND
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